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Das Sprengstoffkartell

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich während der Industrialisierung ein hoher Bedarf an Sprengmitteln. Die Großabnehmer waren beim Eisenbahnbau, beim Tunnelbau und im Bergbau zu finden.
Das Werk Krümmel produzierte bis 1889 überwiegend für diesen zivilen Bedarf.

Aber auch kriegerische Auseinandersetzungen - Freiheitskämpfe ebenso wie Nationalkriege - ließen die Produktion der Sprengstofffabriken in die Höhe schnellen.

Es kam zu zahlreichen Neugründungen, die ihr Kapital zunächst als Aktiengesellschaften schufen. Um die Preise stabil zu halten, die Konkurrenz unterbieten zu können oder zu unterbinden und vor allem, um Überproduktionen zu vermeiden, schlossen sich immer mehr Fabriken durch Absprachen und Verträge zusammen und gewannen damit an wirtschaftlicher Sicherheit, was sie an Selbständigkeit einbüßten.
 

 Insbesondere die internationalen Gesellschaften Alfred Nobels waren auf Verträge angewiesen, um nicht auch untereinander zu konkurrieren. Die Zusammenschlüsse führten dazu, dass einige Firmen sich zum Beispiel auf den Pulverexport nach Afrika spezialisieren konnten bzw. mußten, während andere nur hochwertige Pulver für das europäische Militär und die Marine produzierten, wie zum Beispiel das Werk in Düneberg.

Versandfertige Export-Sprengstoffe um 1920

Versandfertige Export-Sprengstoffe um 1920

1878 waren fast alle rheinischen, westfälischen und süddeutschen Pulverhersteller in einem Kartellvertrag verbunden.
1884 einigte sich das Kartell mit der mächtigen Pulverfabrik Rottweil-Hamburg und fusionierte zur "Pulvergruppe I".
Neben dem Ruhrgebiet entstand um Hamburg ein Ballungsraum von Sprengstofffabriken, die am Überseehandel teilnahmen.
1890 waren fast alle deutschen Pulverhersteller (zuzüglich "Pulvergruppe II" / Generalkartellvertrag) kartelliert. Die Gesellschaft trug dem Namen "Vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabriken".
Max von Duttenhofer wurde erster Vorsitzender. Bereits ein Jahr zuvor hatten sich die deutschen Dynamitfabriken, die Deutsche Union; dem Kartell angeschlossen.

Dies hatte seinen besonderen Grund in der technischen Ausreifung einer neuen Sprengmittelgattung, der Sprenggelatine. Diese Verbindung aus Nitrozellulose und Nitroglycerin ging ebenfalls auf Alfred Nobel zurück. Es konnten daraus sowohl rauchschwache, flagrierende Pulversorten als auch detonierende Sprengstoffe hergestellt werden.

Die Pulverhersteller wollten diese Erfindung nutzen und die Dynamithersteller benötigten die technischen Kenntnisse der Pulverhersteller. So produzierte das Krümmeler Werk die Pulverrohmasse aus Nitrocellulose, Nitroglycerin und anderen Zumischungen und belieferte den Düneberger Betrieb. Der Pulverbetrieb übernahm die Weiterverarbeitung zu den fertigen Pulversorten und die ballistische Qualitätskontrolle. Krümmel verarbeitete weiter zu detonierenden Sprengkörperfüllungen.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachen die Kartelle auseinander. Die Betriebe wurden nationalisiert.

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