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ÜBER ALFRED NOBEL,
der in Geesthacht das Dynamit entwickelte

Wir wollen bei dieser Gelegenheit Alfred NOBELS gedenken, der in diesem selben Jahre 96 in San Remo stirbt, eines außerordentlich eigenbrötlerischen brummigen Mannes, der enorm viel las, denn er musste sehr viel reisen in seinen Geschäften, hin und her zwischen seinen Fabriken, er fuhr mit der Bahn, er hasste das Reisen, er hatte keine Liebschaften in Hotels, und so las er in den Zügen und auf den Hotelzimmern, am liebsten las er linke Avantgardisten, er liebte Shelley, er liebte Strindberg und Ibsen, selber schrieb er Gedichte und hatte ein Drama verfasst; als er starb, betrug sein Vermögen ungefähr 35 Millionen Mark. Ibsen hat den Preis nicht gekriegt, Strindberg auch nicht, Shelley war schon ewig tot [...] soviel zu Alfred Nobel, von dem man sich ja eigentlich auch denken könnte, daß er kein besonderes Vertrauen in die Güte irgendeines weltenlenkenden Gottes hatte. Doch sicherten ihm jene Millionen dann fünf Jahre später, nach Inkrafttreten seines Testaments, doch eine gewisse Unsterblichkeit. Friede seiner Asche, denn das Dynamit hätte sonst natürlich ein anderer erfunden, es ist aber mehr als fraglich, ob der auch so hübsch und uneigennützig für seine Unsterblichkeit gesorgt haben würde.

Rolf Vollmann,
Die wunderbaren Falschmünzer
Ein Roman-Verführer 1800 - 1930
Eichborn, Frankfurt a.M. 1997

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